Zitate
Burkhard Jüttner könnte, wenn es nicht ein wenig zu hochgegriffen schiene, als photographischer Nachfahre August Sanders bezeichnet werden. Kaum einer der neuen Photographen hat wie er das Situationsportrait zum Inbegriff seiner Arbeit gemacht. Auch er zählt, wie Andre Gelpke, zu den Lichtbildnern in der BRD, die erst akzeptiert wurden, nachdem sie ihre Erfolge im Ausland hatten.
Jörg Krichbaum: in: Zoom 2/1980, München.
Jüttners photographisches Werk ist nüchtern, genau, auf das Wesentliche konzentriert. Es ist ein Werk, zu dem sich der Betrachter den Zugang erst verdienen muss, durch eine so starke Konzentration wie die des Künstlers.
Jean- Claude Lemagny, Paris. Circa 1990.
Jüttner arbeitet heute mit der bewußten Verschränkung von Bild– und Realitätsebene und radikalisierte eine Technik strenger Motiv – Reduktionen… Es ist eine Bildwelt von großer Eleganz, die aber durch gestylte Glätte und Perfektion hindurch Szenerien zeigt, in denen man sich nicht wohlfühlen kann. Der Betrachter wird im Zangengriff der Gestaltung bedrückt.
Dr. Jan Thorn-Prikker: Artikelname, in: Kulturchronik 2/1991, Nachrichten und Berichte aus der Bundesrepublik Deutschland, Inter Nationes, Bonn.
Seine Bildwelt ist bevölkert mit sehr vielen bizarren, mitunter auch surrealen Zügen. Hier wird das scheinbar Nebensächliche zur Hauptsache. Darüber hinaus ist Jüttner ein überaus scharfer Beobachter und gleichzeitig thematisiert er wieder das Beobachten, beobachtet sich sozusagen selber.
Prof. Klaus Honnef: Eröffnungsrede anlässlich der Ausstellungseröffnung „Burkhard Jüttner. Photographien 1972-1992“, (Landesvertretung Saarland, Bonn, 25.09.1992-8.10.1992).
Jüttner ist ein Photograph, der stärker, immer stärker über Photographie handelt und erst in dieser Handlung auch über unsere Wirklichkeit, die er bis zur Kenntlichkeit – um Brecht zu zitieren – verzerrt und bis zur Kenntlichkeit uns vor Augen stellt.
Prof. Klaus Honnef: Eröffnungsrede anlässlich der Ausstellungseröffnung „Burkhard Jüttner. Photographien 1972-1992“, (Landesvertretung Saarland, Bonn, 25.9.1992-8.10.1992).
Die Jüttnerischen Prints sind von einer unglaublichen Delikatesse. Sie sind von einer handwerklichen Perfektion, die trotz ihres scheinbar spröden Gegenstandes, ja ich möchte sagen, bezaubern.
Prof. Klaus Honnef: Eröffnungsrede anlässlich der Ausstellungseröffnung „Burkhard Jüttner. Photographien 1972-1992“ (Landesvertretung Saarland, Bonn 25.9.1992-8.10.1992).
In ganz besonders prägnanter Weise wird Burkhard Jüttners Gratwanderung auf dem Weg zwischen Abbild und Bild, Realität und Dokument anlässlich seiner jüngsten Thematik der Gegenüberstellung von Plakatbild und dessen Umgebung deutlich. Das Plakat interessiert ihn nicht als Ganzes, sondern in seiner Verflechtung mit der Wirklichkeit., in der er sich befindet. Burkhard Jüttner greift einen Aspekt ausschnitthaft heraus und konzentriert sich auf die Nahtstelle zwischen Werbebild und Realität. Übertragen ins Schwarz – Weiß Bild, reduziert auf das für Jüttner charakteristische Kleinformat, erreicht er, dass die beiden Ebenen nicht mehr klar unterscheidbar sind, sich wechselseitig in Frage stellen. Die Magrittsche Fragestellung nach der Identität von Ding und Abbild wird hier mit den Mitteln von Photo und Photo im Photo weitergesponnen.
Dr. Reinhold Mißelbeck: Burkhard Jüttner, in: Ausstellungskatalog „Burkhard Jüttner Photographien 1972-1992“ (Landesvertretung Saarland, Bonn 25.9.1992-8.10.1992).
Burkhard Jüttner betrachtet nicht die Wirklichkeit aus subjektiver Sicht, er betreibt eine dokumentarische Photographie seiner subjektiven Visionen.
Dr. Reinhold Mißelbeck: Burkhard Jüttner, in: Ausstellungskatalog „Burkhard Jüttner Photographien 1972-1992“ (Landesvertretung Saarland, Bonn 25.9.1992-8.10.1992).
Jüttners Photographien scheinen den strengen Gesetzen des Dokumentarischen zu folgen und sind dennoch reine Produkte der Vorstellung. Gerade seine Strandbilder entsprechen im hohen Maße dem, was man „photographischen Minimalismus“ nennen könnte. Jüttners Photographie ist Dokument und Erfindung in einem. Seine Gegenüberstellungen sind dabei häufig so frappierend, dass man mitunter an Inszenierungen glauben könnte. Dabei ließ sich Jüttner jedoch nie von aktuellen Trends wie dem Großformat oder der Bearbeitung des Bildes beeinflussen, sondern blieb dem einmal gefundenen kleinen Format, der „straight photography“ und dem Prinzip technischer Perfektion treu.
Dr. Reinhold Mißelbeck, „Photographie des 20. Jahrhunderts“, Museum Ludwig, Köln, 1996, Benedikt Taschen Verlag.
Die Fotografien Burkhard Jüttners entstehen zumeist im Kontext einer Serie und ranken sich um einen thematischen Schwerpunkt, weshalb sie als Ergebnisse einer konzeptionellen Arbeitsweise gelten können… Mit „Plakate“ entstand 1985 bis 1992 ein Bildzyklus, der mit dem Mittel der Selbstreferenz das Medium der Fotografie reflektiert und das Verhältnis zwischen Bild und Abbild, Fiktion und Wirklichkeit untersucht.
Prof. Klaus Honnef im Ausstellungs-Katalog: „Der fixierte Blick“. Deutschland und das Rheinland im Fokus der Fotografie. Köln. 1996.
Burkhard Jüttner folgt seit seinen ersten Bildern der Entwicklungslinie des Visualismus, den er zu einem konzeptionellen Ansatz weiter entwickelte. Die thematischen Bildfolgen der 70iger Jahre strukturierten sich immer stärker nach Gesetzen des immanenten Widerspruchs.
Dr. Reinhold Misselbeck, Wandkalender 1996, Photosammlung Museum Ludwig.
Wenn man seine fotografische Entwicklung beschreibt, dann offenbart sich, dass Burkhard Jüttner seine Bilder fragmentarisiert und zugleich reduziert hat. Stets aber steckt in seinen Bildern noch ein Stück von Welt. Doch gleichzeitig bauen sie immer entschiedener ihre eigene Welt auf, die Welt nicht nur des Burkhard Jüttner, sondern die Welt auch der Fotografie als Fotografie.
Prof. Klaus Honnef in Ausstellungs-Katalog: „Von Körpern und anderen Dingen. Deutsche Fotografie im 20. Jahrhundert. Heidelberg 2003.
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